Mittwoch, 19. Februar 2014

Soulfood

Das erste Stichwort, das mir zu "Soul Food" eingefallen ist, war "Cultural Appropriation". Ich weiss nicht, wie das Konezpt auf Deutsch heisst und ich kenne mich damit ehrlich gesagt auch nicht wirklich aus. Dass ich das Stichwort nicht mit einem bestimmten Gericht verbinde, liegt wohl auch daran, dass es sich bei "Soul Food" nicht um ein Konzept handelt, mit dem ich aufgewachsen wäre. Gleiches gilt auch für die deutsche Übersetzung "Seelenfutter" (oder "Seelenkost", wie Wikipedia meint).

Gebratene Kochbananen - Was für die eine fremd und exotisch klingt, wärmt des anderens Seele.

Vom Konzept her meint Seelenfutter wohl Nahrung, die einem warm ums Herz werden lässt, weil man positive Erinnerungen daran hat.

Nun ist das mit dem Essen, das man von früher kennt und mag halt so ne Sache. Vielen, die sich mit Ernährung auseinandergesetzt haben, wird es schwer fallen, die Gerichte mit der kindlichen Unbeschwertheit zu geniessen, mit der sie sie früher gegessen haben. Mir geht das jedenfalls so. Gedanken an verstopfte Arterien, Tierleid, Milchpropaganda und zweifelhafte Agrarpolitik  stören den Seelentrösteffekt doch ungemein.

Was also tun? 

Eine Möglichkeit ist es, die entsprechenden Gerichte anzupassen (kennt man als sich vegan ernährende Person). Nur schmeckt's halt jeweils nicht gleich. Nicht unbedingt schlechter, aber halt anders und wenn's anders schmeckt, funktioniert das mit den Erinnerungen halt nicht so.

Eine weitere Möglichkeit bietet die Abstraktion, welche aber ihrerseits aber das gleiche bewirkt. Brei an sich bietet der Seele halt etwas anderes als der Griesbrei von <Bezugsperson X>.

Schliesslich bleibt einem noch, neue positive Erinnerungen zu schaffen, die beim Hervorholen der Seele gut tun. Und das dauert halt seine Zeit. So weit bin ich noch nicht.

Wenn euch interessiert, was andere Leute so unter Soulfood verstehen, schaut doch bei Jessi rein.

10 Kommentare:

  1. Ich find deinen Beitrag super! Danke dafür!
    Das ist auch genau das, was ich mir bei der Challenge vorgestellt habe.
    Nicht immer unbedingt das "perfekte Gericht" sondern verschiedene "Sichtweisen" zu einem Thema zusammen zu bringen.

    Ich stimme dir übrigens zu, das "Seelenfutter" oft auch von demjenigen abhängig sein kann, der es zubereitet, und das Unterschiede bestehen, zu dem was einem früher das Herz gewärmt hat, und dem, das heute gut tut...

    Grüßle, Jessi

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  2. Oh ja, die guten alten Essenserinnerungen. Was haben wir in Kindertagen nicht alles verschlunge ohne uns Gedanken zu machen...

    Anderes Thema: Ich habe dich nominiert. Und zwar bekommst Du den Liebster Award, falls du ihn denn annimmst. Alle weiteren Infos gibt es hier: http://genussvoll-gesund.blogspot.de/2014/02/juhuu-unser-erster-award.html

    Liebst, Anne (:

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  3. Hallo Ines!

    Interessante Sichtweise zum Thema "Soulfood". Es stimmt, Kindheitserinnerungen wecken meistens gute Gefühle in mir. Obwohl sich der Geschmack im Laufe der Jahre noch stark verändert, schmecken und manche Speisen ein Leben lang gut. Vielleicht isst man deshalb auch in Krisenzeiten so gern Schokolade und Eis, da man als Kind ja auch so gerne genascht hat? Kann mir sehr gut vorstellen, dass alleine die Erinnerung verbunden mit den Nahrungsmitteln positive Gefühle auslöst. Ist ja beim Rauchen beispielsweise auch nicht anders: Nicht der "leckere Geruch" macht süchtig, sondern die Erinnerung an schöne Momente mit Freunden kombiniert mit Nikotin. Es ist ja eigentlich paradox, dass Zigaretten zur Entspannung geraucht werden obwohl sie auf den Körper eine anregende, stressauslösende Wirkung haben. Hier bemerkt man besonders die Macht der Erinnerungen und die unbewusste Beeinflussung durch unser eigenes Denken.
    Liebe Grüße, Selina

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    1. Hallo Selina
      Ich denke, da hast du recht. Der gemeinhin als schlecht bewertete Mechanismus, der einen immer wieder zurück zu Zigaretten gehen lässt, unterscheidet sich wohl gar nicht so sehr von demjenigen, der uns Appetit auf Essen von früher bekommen lässt. Das ist eine interessante Parallele, an die ich bisher nicht gedacht hatte.

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  4. Huhu Ines,

    ich als Abnehmer auf Umweg kann nur sagen, dass ich mir Soulfood wirklich abgewöhnen musste. Ich denke, dass die selbstgepflückte Erdbeere, die uns immer diesen wunderschönen Sommer bei Oma auf dem Bauernhof in Erinnerung ruft einen nicht dick oder abhängig macht, aber grade meine Generation mit allerlei anderem Scheiß bedenkenlos vollgestopft wurde, dass ich auf dieses Bedürfnis verzichten kann. Essen kann nicht glücklich machen und Essen hat uns auch damals nicht glücklich gemacht, sondern die naive Freiheit, Gelassenheit und die viele bunte Knete, die man als Kind noch im Kopf hat. Der Vergleich von Selina stimmt übrigens total, kann ich als Ex-Raucher und Ex-Soulfood-Konsumierer nur zustimmen ;)

    Davon abgesehen sind gebratene Bananen der Hit am Ende eines jeden China-Buffets. Mjam! :)

    liebe Grüße
    Holly

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    1. Huhu Holly

      Ich frage mich ja, ob es jemals eine Zeit gab, in der Essen unproblematisch war . Gewissermassen die Erdbeerenzeit in deinem Beispiel. Eine Zeit, in der das Essen noch nicht so krass verarbeitet wie heute, aber dennoch wohlschmeckend und bekömmlich war. Wenn man zu weit zurück geht in der (westeuropäischen) Geschichte landet man wohl leider wiederum bei ziemlich eintöniger und oft mangelhafter (oder gar verdorbener) Nahrung.
      Und du hast recht, es ist definitiv die naive Ausgelassenheit, nach der man sich sehnt.

      Danke für den Besuch übrigens! Ich habe mich gefreut, als ich gesehen habe, dass du bei mir reingeschaut hast :).

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  5. Hey :)

    Ja... das "Seelenfutter". Ehrlich gesagt habe ich sowas glaube ich gar nicht, also kein Gericht, was mich direkt in meine Kindheit und Geborgenheit zurückkatapultiert. Da sind eher die kleinen, feinen Eindrücke - wenn man z.B. bei meiner Oma ins Haus kommt und es riecht nach dem Mittagessen, dann reicht das allein schon aus für dieses "Komfort" Gefühl! :) Viele Gerichte aus der gutbürgerlichen deutschen Küche lassen sich aber nur schwer veganisieren, und das ist auch eigentlich gar nicht nötig finde ich. Mittlerweile fühle ich mich sehr zu Hause in der mediterranen und asiatischen Küche, mit viel Gemüse und "Beilagen", die ich zu Hauptbestandteilen gemacht habe, wie z.B. Reis und Linsen :) Davon eine große Schüssel nach einem langen Tag ... das ist dann mein Soulfood :)

    Liebe Grüße
    Steffi

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    1. Hey Steffi, was du beschreibst, klingt für mich ziemlich nach dem Idealfall was den Umgang mit Essen anbelangt. Hut ab! Wie lange hat es bei dir gedauert, bis du dich in der "neuen Küche" zuhause gefühlt hast?

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    2. Liebe Ines,

      sorry für die späte Antwort - ich habe den Kommentar gar nicht gesehen bzw. keine Benachrichtigung erhalten :( Najaaaaa, so immer klappt das natürlich nicht mit dem Idealfall ... aber ich LIEBE mittlerweile wirklich das gesunde Essen, weil man sich danach auch richtig gut fühlt und nicht komatös aufs Sofa fällt :) Bis ich mich da zu Hause gefühlt habe? Eigentlich sofort! Zum Glück kocht mein Freund ganz oft, und er macht das einfach immer super köstlich!! Mein "Trick" war einfach, immer so viel zu essen bis ich wirklich richtig satt war, so hatte ich das keine Lust mehr auf andere ungesunde Snacks + Co. Aber klar könnte man immer noch was verbessern, und als nächstes geht es mal den Portionsgrößen an den Kragen :)

      Liebe Grüße
      Steffi

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